23.01.2010
„Wir haben eine Verpflichtung“
Als vorrangige Aufgabe formuliert der Vorsteher des Amtes Südangeln, Hans-Werner Berlau, die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen
Amt Südangeln
Das Amt Südangeln wurde vor zwei Jahren durch den Zusammenschluss der Ämter Böklund und Tolk sowie den Gemeinden Idstedt und Neuberend gegründet. Gemeinsam gehen die Gemeinden bereits große Aufgaben an. Aber es gibt noch Bereiche, die zusammenwachsen müssen. Unser Korrespondent Claus Kuhl sprach mit Amtsvorsteher Hans-Werner Berlau über die anstehenden Herausforderungen des Amtes.
Herr Berlau, wo liegen für Sie in der nahen Zukunft die großen Aufgaben des Amtes Südangeln?
Berlau: Die Umsetzung des Konjunkturprogramms ist eine unserer vornehmlichen Aufgaben für das neue Jahr. Wir haben eine Verpflichtung, die weit über unser Amt hinausgeht, um die Wirtschaft wieder in Takt zu bringen. Zur Durchführung energetischer Maßnahmen an Schulen und Kindergärten in Schaalby, Tolk und Böklund haben wir erhebliche Zuschüsse bekommen. Auch wird der Radweg auf der alten Kreisbahntrasse saniert. Wir erwarten den Zuwendungsbescheid in den nächsten Tagen. Zusätzlich werden mit einem Zuschuss von zirka 700 000 Euro aus dem Konjunkturprogramm II für städtebauliche Maßnahmen Umbau und Sanierung des Amtsgebäudes in Böklund umgesetzt. Wir lösen damit eine Investition von über 2,6 Millionen Euro aus.
Auch wenn es hohe Zuschüsse für die Sanierung des Amtshauses gibt, so bleibt doch noch eine große Investitionssumme übrig. Wie lösen Sie das, nachdem doch die meisten ihrer Gemeinden schon Deckungslücken im Haushalt haben?
Was das Amtshaus angeht, ist die Finanzierung schon lange gesichert. Wir haben einen zinslosen Kredit der Gemeinde Böklund in Höhe von 500 000 Euro als Vorschuss auf den Verkaufserlös für das Amtshaus in Tolk. Inklusive unserer Rücklagen haben wir damit die Gesamtsumme abgedeckt. Keine Gemeinde wird durch den Bau des Amtshauses zusätzlich belastet. Sollte sich der Verkauf des Tolker Hauses länger als fünf Jahre hinziehen, gehen wir davon aus, dass dieser Kredit auch verlängert wird.
Es kam der Vorschlag, dass die Gemeinde Böklund diesen Kredit in einen verlorenen Zuschuss umwandeln solle, da sie auch am meisten von diesem Amtshaus profitiere...
Ich halte diese Forderung für unangemessen. Die Gemeinde Böklund trägt ihren Teil als zentraler Ort schon dazu bei, indem sie den Außenbereich saniert. Sie stellt uns außerdem kostenlos das Grundstück zur Verfügung. Ich denke, das ist bereits eine Menge Vorleistung gewesen. Und Böklund zahlt aufgrund seiner Steuerkraft über die Amtsumlage auch den größten Anteil der Baukosten.
Um den Umbau in Böklund zu ermöglichen, ist das ganze Amt nach Tolk in das dortige Amtshaus umgezogen. Könnte man diesen Zustand nicht auf Dauer beibehalten und das Amtshaus in Böklund vergessen?
Die Amtsangestellten arbeiten in Tolk unter stark beengten Verhältnissen, die nur unter der Prämisse einer zeitlichen Beschränkung in Ordnung gehen. Alle sind motiviert, dies mitzutragen. Wir sehen in dieser Enge aber auch eine große Chance, dass die Mitarbeiter der drei Amtsverwaltungen, die sie einmal waren, anderthalb Jahre in Tolk unter beengten Verhältnissen mit kurzen Wegen arbeiten und dann gemeinsam, ohne dass jemand Ansprüche anmeldet, nach Böklund gehen.
Zurzeit gibt es im Amt noch drei Schulträger. Wie soll das weitergehen?
Mit den Randbedingungen des neuen Schulgesetzes müssen wir dafür sorgen, dass unsere Schulen attraktiv und lebensfähig bleiben. Deshalb war vom Amt eine große Lösung angedacht worden, mit einer starken Regionalschule und einem zentralen Grundschulstandort in Böklund. Dieser wäre dann in der Lage, über Jahre hinaus Nebenstellen zu betreiben, wenn an einer anderen Schule die Kinderzahlen unter 80 sinken. Zurzeit ist noch kein akuter Handlungsbedarf. Aber nach unseren momentanen Kenntnissen wird das in den nächsten fünf Jahren in Neuberend, Nübel, Schaalby und Tolk der Fall sein. Die Gemeinde Tolk hat aber deutlich gesagt: Das wollen wir nicht. Kritisch wird die Situation dadurch, dass es in der Grundschule Böklund eine Vakanz gibt, die für ein Jahr durch Johannes Lucas, den Schulleiter von Tolk, übernommen wird. Diese Stelle soll neu ausgeschrieben werden. Lucas wäre ein geeigneter Kandidat. Aber das ist nur Spekulation. Wir hoffen auf eine gute Lösung.
Was passiert auf dem Gebiet der Strom- und der Breitbandversorgung?
Zurzeit sind wir dabei, die Wegenutzungsverträge mit Stromanbietern zu verhandeln. Bei einigen Gemeinden laufen die Konzessionsverträge in Kürze aus. Wir wollen versuchen, eine gemeinsame Lösung für das Amt zu finden. Neben dem momentanen Betreiber Eon-Hanse haben wir die Stadtwerke Schleswig und die Stadtwerke Flensburg als weitere Anbieter. Wir werden im Februar alle präsentieren lassen. Und dann wollen wir sehen, wo wir uns am besten aufgehoben fühlen. Mit im Angebot ist dabei auch die Kabelverlegung für Breitbandversorgung. Dieses Thema ist für die Gemeinden fast so wichtig wie seinerzeit die Stromversorgung. Wir haben in der Aktiv-Region dieses Thema aufgegriffen und ein Strategiepapier auf den Weg gebracht, das auch abgeschlossen ist. Wir wissen, dass das ein Riesenaufwand für einige Gemeinden ist. Wir sprechen da über Beträge, wie sie seinerzeit beim Anschluss an die Abwasserversorgung verlangt wurden. Wir merken aber bei Wohnbaubesiedlung und natürlich auch bei der Ansiedlung von Gewerbebetrieben, dass eine der ersten Fragen die Signalgeschwindigkeit der Breitbandversorgung betrifft. Allgemein bemerken wir, dass gewisse Aufgaben nur noch im Verbund zu lösen sind, wenn man den Blick über den Tellerrand hinausschweifen lässt. Wir haben im Amt so unterschiedliche Strukturen von 1600 Einwohnern in Schaalby und 1500 Einwohnern in Böklund bis zu 200 Einwohnern in Goltoft. Da gibt es unterschiedliche Ansprüche. Aber ich glaube, wir sind auf einem guten Weg und auch der wirtschaftliche Druck wird uns dazu zwingen, in größeren Dimensionen zu denken.
Herr Berlau, wo liegen für Sie in der nahen Zukunft die großen Aufgaben des Amtes Südangeln?
Berlau: Die Umsetzung des Konjunkturprogramms ist eine unserer vornehmlichen Aufgaben für das neue Jahr. Wir haben eine Verpflichtung, die weit über unser Amt hinausgeht, um die Wirtschaft wieder in Takt zu bringen. Zur Durchführung energetischer Maßnahmen an Schulen und Kindergärten in Schaalby, Tolk und Böklund haben wir erhebliche Zuschüsse bekommen. Auch wird der Radweg auf der alten Kreisbahntrasse saniert. Wir erwarten den Zuwendungsbescheid in den nächsten Tagen. Zusätzlich werden mit einem Zuschuss von zirka 700 000 Euro aus dem Konjunkturprogramm II für städtebauliche Maßnahmen Umbau und Sanierung des Amtsgebäudes in Böklund umgesetzt. Wir lösen damit eine Investition von über 2,6 Millionen Euro aus.
Auch wenn es hohe Zuschüsse für die Sanierung des Amtshauses gibt, so bleibt doch noch eine große Investitionssumme übrig. Wie lösen Sie das, nachdem doch die meisten ihrer Gemeinden schon Deckungslücken im Haushalt haben?
Was das Amtshaus angeht, ist die Finanzierung schon lange gesichert. Wir haben einen zinslosen Kredit der Gemeinde Böklund in Höhe von 500 000 Euro als Vorschuss auf den Verkaufserlös für das Amtshaus in Tolk. Inklusive unserer Rücklagen haben wir damit die Gesamtsumme abgedeckt. Keine Gemeinde wird durch den Bau des Amtshauses zusätzlich belastet. Sollte sich der Verkauf des Tolker Hauses länger als fünf Jahre hinziehen, gehen wir davon aus, dass dieser Kredit auch verlängert wird.
Es kam der Vorschlag, dass die Gemeinde Böklund diesen Kredit in einen verlorenen Zuschuss umwandeln solle, da sie auch am meisten von diesem Amtshaus profitiere...
Ich halte diese Forderung für unangemessen. Die Gemeinde Böklund trägt ihren Teil als zentraler Ort schon dazu bei, indem sie den Außenbereich saniert. Sie stellt uns außerdem kostenlos das Grundstück zur Verfügung. Ich denke, das ist bereits eine Menge Vorleistung gewesen. Und Böklund zahlt aufgrund seiner Steuerkraft über die Amtsumlage auch den größten Anteil der Baukosten.
Um den Umbau in Böklund zu ermöglichen, ist das ganze Amt nach Tolk in das dortige Amtshaus umgezogen. Könnte man diesen Zustand nicht auf Dauer beibehalten und das Amtshaus in Böklund vergessen?
Die Amtsangestellten arbeiten in Tolk unter stark beengten Verhältnissen, die nur unter der Prämisse einer zeitlichen Beschränkung in Ordnung gehen. Alle sind motiviert, dies mitzutragen. Wir sehen in dieser Enge aber auch eine große Chance, dass die Mitarbeiter der drei Amtsverwaltungen, die sie einmal waren, anderthalb Jahre in Tolk unter beengten Verhältnissen mit kurzen Wegen arbeiten und dann gemeinsam, ohne dass jemand Ansprüche anmeldet, nach Böklund gehen.
Zurzeit gibt es im Amt noch drei Schulträger. Wie soll das weitergehen?
Mit den Randbedingungen des neuen Schulgesetzes müssen wir dafür sorgen, dass unsere Schulen attraktiv und lebensfähig bleiben. Deshalb war vom Amt eine große Lösung angedacht worden, mit einer starken Regionalschule und einem zentralen Grundschulstandort in Böklund. Dieser wäre dann in der Lage, über Jahre hinaus Nebenstellen zu betreiben, wenn an einer anderen Schule die Kinderzahlen unter 80 sinken. Zurzeit ist noch kein akuter Handlungsbedarf. Aber nach unseren momentanen Kenntnissen wird das in den nächsten fünf Jahren in Neuberend, Nübel, Schaalby und Tolk der Fall sein. Die Gemeinde Tolk hat aber deutlich gesagt: Das wollen wir nicht. Kritisch wird die Situation dadurch, dass es in der Grundschule Böklund eine Vakanz gibt, die für ein Jahr durch Johannes Lucas, den Schulleiter von Tolk, übernommen wird. Diese Stelle soll neu ausgeschrieben werden. Lucas wäre ein geeigneter Kandidat. Aber das ist nur Spekulation. Wir hoffen auf eine gute Lösung.
Was passiert auf dem Gebiet der Strom- und der Breitbandversorgung?
Zurzeit sind wir dabei, die Wegenutzungsverträge mit Stromanbietern zu verhandeln. Bei einigen Gemeinden laufen die Konzessionsverträge in Kürze aus. Wir wollen versuchen, eine gemeinsame Lösung für das Amt zu finden. Neben dem momentanen Betreiber Eon-Hanse haben wir die Stadtwerke Schleswig und die Stadtwerke Flensburg als weitere Anbieter. Wir werden im Februar alle präsentieren lassen. Und dann wollen wir sehen, wo wir uns am besten aufgehoben fühlen. Mit im Angebot ist dabei auch die Kabelverlegung für Breitbandversorgung. Dieses Thema ist für die Gemeinden fast so wichtig wie seinerzeit die Stromversorgung. Wir haben in der Aktiv-Region dieses Thema aufgegriffen und ein Strategiepapier auf den Weg gebracht, das auch abgeschlossen ist. Wir wissen, dass das ein Riesenaufwand für einige Gemeinden ist. Wir sprechen da über Beträge, wie sie seinerzeit beim Anschluss an die Abwasserversorgung verlangt wurden. Wir merken aber bei Wohnbaubesiedlung und natürlich auch bei der Ansiedlung von Gewerbebetrieben, dass eine der ersten Fragen die Signalgeschwindigkeit der Breitbandversorgung betrifft. Allgemein bemerken wir, dass gewisse Aufgaben nur noch im Verbund zu lösen sind, wenn man den Blick über den Tellerrand hinausschweifen lässt. Wir haben im Amt so unterschiedliche Strukturen von 1600 Einwohnern in Schaalby und 1500 Einwohnern in Böklund bis zu 200 Einwohnern in Goltoft. Da gibt es unterschiedliche Ansprüche. Aber ich glaube, wir sind auf einem guten Weg und auch der wirtschaftliche Druck wird uns dazu zwingen, in größeren Dimensionen zu denken.
Autor: ql, 23.01.2010
Quelle: www.shz.de
Quelle: www.shz.de