Idstedt ermöglicht den Kiesabbau nun doch
Gemeindevertretung stimmt trotz erheblicher Bedenken zu
IDSTEDT Montagabend erteilte die Gemeindevertretung Idstedt ihr Einvernehmen zum Antrag auf Kiesabbau nördlich der L 28/östlich der L 317 zwischen Idstedtkirche und Gammellund. Es war der inzwischen dritte Anlauf: Bauausschuss und kommunales Plenum hatten bereits „Nein“ gesagt, weil den Vertretern keine fachlichen Ausführungen zugestellt worden waren (wir berichteten). Nun erläuterte Planer Thomas Hinrichs das Vorhaben auf drei Acker- und einer Grünlandfläche von 9,35 Hektar Gesamtgröße: Von West nach Ost soll der wegen hoch anstehenden Grundwassers nötige Nass-Abbau von Sand und Kies auf acht Hektar vorankommen, bis nach etwa 15 Jahren ein sechs Hektar großer See entsteht. Damit dieser später keine sauerstofffreie Zone bekommt, darf die Abbausohle nicht tiefer als 15 Meter sein.
Aufbereitet wird der Sand in der schräg versetzt südlich angrenzenden Kiesgrube. Ein Förderband soll das Material unter der Landesstraße hindurch dorthin transportieren. Doch an diesem Punkt entzündete sich eine lange Diskussion, die auf eine erneute Ablehnung zusteuerte. Weil obendrein urlaubsbedingt vier Gemeindevertreter fehlten, war es bis zuletzt spannend, wie die Stellungnahme ausfallen würde.
Einige Kommunalpolitiker forderten, dass dieser Tunnel fertig sein müsse, wenn der erste Bagger anrolle, um Lkw gar nicht erst die Landesstraße queren zu lassen. Außerdem befürchteten sie, dass er in den Grundwasserbereich ragen würde. Auch der Wanderweg zu Sammelgräbern der Schlacht von 1850 müsse bei Beginn des Abbaus eine neue Trassenführung haben. Die Anlage von Doppelknicks an den Rändern würde den Verlust der jetzigen Knicks im freien Gelände biotopmäßig nicht ersetzen, und der neue See könne Auswirkungen auf die Nachbarschaft haben.
Zu all dem nahm der Planer Stellung und verwahrte sich dagegen, dass fundierte Aussagen von Fachleuten aus Ideologie ohne Prüfung als falsch hingestellt würden. Doch gegen ein „weiteres Mosaikstück im Flickenteppich von Löchern in der Landschaft, die den Wohnwert Idstedts mindern“ (Peter Voß) wusste auch der Planer kein Sachargument. Wegen all dieser Bedenken forderte Deert Hansen eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Er begründete dies mit weit über 25 Hektar Gesamtareal des Kiesabbaus in diesem Teil der Gemarkung. Das hingegen sei nicht Gegenstand des Antrags, der sich nur auf rund 9 Hektar beziehe und deshalb eine solche Prüfung rechtlich nicht brauche, entgegnete Amtsdirektor Heiko Albert.m Und weiter: Eine Gemeindevertretung decke nicht die Bandbreite aller Fachbehörden ab, sondern habe nur die Planungshoheit. Wenn in diesem Flächennutzungsplan seit Jahrzehnten an der Stelle nichts hineingeschrieben sei, habe die Gemeinde nicht das Recht, einen aktuellen Antrag zu verwehren. Sonst könne sie schlimmstenfalls in Regress genommen werden.
Das wollte die Mehrheit dann doch nicht, und so fiel die Abstimmung mit fünfmal „Ja“ gegen zwei Nein-Stimmen dafür aus, dass die „Kieswerke Idstedt GmbH“ ihre Bagger anrollen lassen kann.
Quelle: www.shz.de