Twedt: Die kinderreiche Gemeinde in Angeln
Nach Ansicht von Bürgermeister Heinrich-Wilhelm Horstmann ist die Gemeinde ein „unaufgeregter“ Ort. „Richtige Probleme stehen in Twedt kaum an; was uns beschäftigt, sind die Kindergärten und die Schullandschaft“, sagt er.
Und diese Zielrichtung wird durch die Bevölkerungsstatistik der Gemeinde festgelegt. Mehr als 20 Prozent der Einwohner sind jünger als 15 Jahre. 101 Kinder gibt es in Twedt – vom Neugeborenen bis zum Konfirmanden. Im letzten Jahr waren es sogar so viele Vierzehnjährige, dass die Pastorin aus Tolk, von wo die Twedter traditionell kirchlich betreut werden, eine eigene Konfirmandengruppe vor Ort einrichtete. Schulort war bisher Tolk. Aber die Neuordnung der Schulstandorte und die freie Wahl des Schulortes durch die Eltern führten dazu, dass der Hauptschulteil in Tolk ausläuft und eine Orientierungsstufe der Regionalschule nicht begonnen werden konnte.
Horstmann, der auch Schulausschussvorsitzender für die Schulen des alten Amtes Tolk ist, will verhindern, dass diese Entwicklung auch den Grundschulbereich erreicht, der zurzeit noch genügend Schüler hat. „Wir müssen fit sein, damit die Eltern ihre Kinder weiter zu unserer Schule schicken“, fordert er Neuerungen ein. Schulen in Schleswig und Süderbrarup böten bereits Ganztagsbetreuung mit Mittagessen an. Angesichts 25 junger Familien, bei denen beide Eltern berufstätig sind, sieht er dafür auch in Twedt Bedarf. Und jeder Schüler, der auswärts zur Schule geht, kostet die Gemeinde Geld. Auch in anderer Hinsicht setzt sich Horstmann für Familien ein. So verlangt er eine Wiedereinführung der Pendlerpauschale vom ersten Kilometer an. „Die Busanbindung unserer Gemeinde ist für die Schüler gut – aber für die Verbindung zum Arbeitsplatz äußerst ungeeignet“, meint der Bürgermeister.
Die Gemeinde will sich auch dem Protest gegen den Entwurf des Landesentwicklungsplans anschließen. „Ein Plan, der neue Baugrundstücke nur noch in zentralen Orten zulässt, trocknet die ländlichen Gemeinden aus“, behauptet er. Außer einem regulären Baugrundstück habe Twedt nur noch Lückenbebauung zu bieten.
Dagegen könne die Gemeinde andere Facetten des Plans gar nicht ausnutzen. So sei man zurzeit nicht daran interessiert, das Windkraftgebiet weiterzuentwickeln. 23 Generatoren laufen bereits und lassen seit einigen Jahren Gewerbesteuer in die Gemeindekasse fließen.
Finanziell geht es der Gemeinde gut und man denkt daran, die Steuern nach Abarbeitung eines Investitionsstaus wieder zu senken. Auch das Abwasserproblem hat Twedt im Griff. Man ist aus dem Abwasserentsorgungssystem des Amtes ausgestiegen und pumpt jetzt die zentralen Schmutzwässer nach Schleswig.
Eine Kirche hatte Twedt nie – dafür aber drei Gastwirtschaften, die inzwischen geschlossen sind. Zentrum des Gemeinschaftslebens ist heute das Dorfgemeinschaftshaus, das vor drei Jahren umgebaut und erweitert wurde. Hier finden auch die zentralen Feste des Gesangsvereins „Treu im Wort Twedt“, des DRK, der Feuerwehr und das Kinderfest statt.
Bürgermeister Heinrich-Wilhelm Horstmann am Dorfgemeinschaftshaus.
Foto: Kuhl
Trotzdem bleibt noch Platz für individuelle Veranstaltungshighlights wie den Wikinger-Fünfkampf am letzten Augustwochenende auf dem Viking-Fjordhof, der wegen Krankheit allerdings in diesem Jahr von einer Pferdemeile ersetzt wird. Mitveranstalterin ist Heidi Hoesch mit ihrem Tierpark, in dem in diesem Frühjahr 21 Nandus geschlüpft sind. Ein aufregendes Ereignis ist auch das Backfest auf dem historischen Ferienhof „Lücke“, bei dem jeder sein eigenes Brot im Steinbackofen backen kann.
Der schöne Dreiseithof „Lücke“ ist heute Ferienhof und lockt mit seinem Backfest.
Foto: Kuhl
Quelle: shz.de - ql