Einer Verlobung steht nichts im Wege
Als zartes Pflänzchen hatte der Fusionsprozess der Gemeinden Brodersby und Goltoft vor zehn Jahren begonnen. Damals machte man sich über eine gemeinsame Internetanbindung Gedanken. Wie die Zusammenarbeit seitdem vorangekommen und was für die Zukunft geplant ist, erfuhren die Bürger beider Dörfer jeweils auf zwei getrennt stattfindenden Informationsabenden.
Beide Veranstaltungen begannen mit einem Rückblick. Für Goltoft übernahm dabei Bürgermeisterin Carmen Marxsen das Wort, für Brodersby der stellvertretende Bürgermeister Heinz Puzich. Dabei wurde deutlich, dass der Fusionsprozess seit der Gründung einer Arbeitsgruppe im Oktober letzten Jahres Konturen annimmt. Auf Brodersbyer Seite gehörte ihr Thomas Becker, Heinz-Erich Puzich und Hans-Detlev Lausen an. Die Goltofter Seite vertraten Carmen Marxsen, Peter Tschimmel und Frauke Paulsen-Uck. Gemeinsam kamen sie zur Erkenntnis, dass es keine problematischen Unterschiede zwischen den Gemeinden gebe, die einer Fusion entgegenstehen würden.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung verdeutlichte Heiko Albert, Amtsdirektor von Südangeln, den weiteren Verlauf der Fusion. Beide Gemeindevertretungen werden bei ihrer nächsten Sitzung einen Bürgerentscheid beschließen, der am 9. Oktober stattfinden soll. Falls die Bürger in beiden Orten mehrheitlich für den Zusammenschluss stimmen, wird ein Gebietsänderungsvertrag geschlossen, der zur Kommunalwahl 2018 gültig wird.
Fragen der Zuhörer gab es zu den Finanzen. „Beide Gemeinden haben keine Schulden, keine Verpflichtungen und eine Rücklage, die bezogen auf die Einwohnerzahl etwa gleich ist“, klärte Albert auf. Die Steuern unterschieden sich im Endergebnis nur wenig und könnten von der neuen Gemeindevertretung leicht angeglichen werden. Die Bürgermeister versicherten zudem, dass das unterschiedliche Zu- und Abwassersystem sowie die Kindergartenzugehörigkeit nicht verändert würden.
Ein Bürger aus Brodersby war besorgt, dass sich in der Frage der Wasserversorgung neue Mehrheitsverhältnisse für einen Bürgerentscheid ergeben würden (wie berichtet, hatten sich die Bürger in einer Abstimmung vor kurzem gegen eine zentrale Wasserversorgung ausgesprochen). Bürgermeister Bernd Blohm bestätigte, dass neue Mandatsträger auch dies nach zwei Jahren ändern könnten. „Aber so dämlich wird keine Gemeindevertretung sein, ein derart brisantes Thema kurz nach einer Fusion auf die Tagesordnung zu setzen“, formulierte er burschikos.
Einen Einwand gab es gegen den Namensvorschlag Brodersby-Goltoft für die neue Gemeinde, da der Name Brodersby geschichtlich verankert sei und nicht geändert werden dürfe. Der Einwurf wurde von anderen Zuhörern nicht unterstützt.
„Warum nicht alles so lassen, wenn heute schon vieles gemeinsam gemacht wird?“ fragte ein Zuhörer. „Wo liegt der Vorteil einer Fusion?“ Bürgermeisterin Carmen Marxsen entgegnete, dass der Vorteil in der Zukunftsfähigkeit liege. „Wir haben schon bei der letzten Kommunalwahl die beiden Wählergemeinschaften zusammenlegen müssen, um eine Gemeindevertretung zusammen zu bekommen“, sagte sie. Die neue Gemeindevertretung habe vermutlich elf Mandatsträger, könne aber auf eine breitere Basis zurückgreifen. Bei der Feuerwehr sei die Tagesverfügbarkeit bereits heute nur von beiden Orten gemeinsam zu gewährleisten. Brodersbys Bürgermeister Bernd Blohm ergänzte, dass man heute den Übergang noch selbst gestalten könne. Es sei abzusehen, dass irgendwann die Randbedingungen so seien, dass eine übergeordnete Stelle dies zwangsweise anordnen könne oder müsse.
An beiden Abenden gab es viel Zuspruch und nur wenig Widerstand gegen eine Fusion. „Wenn man schon so lange zusammen lebt, warum soll man dann nicht heiraten?“ fasste es ein Zuhörer zusammen.
Quelle: www.shz.de