Doppelter Aufruhr in Idstedt
Bereits in der Fragestunde zu Beginn der Sitzung der Gemeindevertretung Idstedt ging es hoch her. Ein Zuhörer zwang Bürgermeister Edgar Petersen (CDU) zu einer langen Diskussion über die Absicht des Kreises, auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände in Osterfeld mindestens 40 elternlose jugendliche Flüchtlinge unterzubringen. Der Kreis pfusche in die Planungshoheit der Gemeinde; das dürfe diese sich nicht gefallen lassen, sagte der Beschwerdeführer, der die Forderung zu Protokoll gab, der Bürgermeister müsse den Innenminister einschalten. Ein anderer Zuhörer mutmaßte, dass auf dem 2,5 Hektar großen Gelände Wohncontainer für Hunderte aufgestellt werden könnten.
Edgar Petersen antwortete, er sei selbst davon überrascht worden, was der neue Eigentümer auf seinem Gelände zulasse und er habe er zu einer Einwohnerversammlung am 30. November eingeladen, wo ein Vertreter des Kreises Rede und Antwort stehen solle. Die Wortführer indes ließen keinen Zweifel daran, dass es an dem Abend in Idstedt hoch hergehen wird.
Das war auch im Vorfeld eines Beschlusses der Fall, der eigentlich ein Selbstgänger sein sollte: die Bestätigung der Wahl des Gemeindewehrführers. Diese sei ordnungsgemäß erfolgt, stellte Horst Marxsen (SPD) als Vertreter des befangenen Bürgermeisters – er ist der Vater des neuen Wehrführers – fest. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung war der bisherige stellvertretende Wehrführer Helge Petersen zum Nachfolger von Volker Vahlendick gewählt worden, der bei einem Großteil der Wehr durch seinen Führungsstil in Ungnade gefallen war (wir berichteten). In der Gemeindervertretersitzung erhoben nun aber zwei Vertreter plötzlich Einwände gegen die Wahl Petersens: Dieser sei durch eine Behinderung körperlich eingeschränkt. Persönlich habe man nichts gegen ihn; aber was sei, wenn er im Dienst einen Unfall und die Feuerwehrunfallkasse wegen einer Vorschädigung die Zahlung verweigere? Petersen selbst wies auf seine Arbeit im Rettungsdienst und im Katastrophenschutz hin. Wenn sich sein Befinden verschlechtere, trete er von selbst den Rückzug an, versprach er. Andere zitierten die Amtswehrführung, die Helge Petersens hohe soziale und logistische Kompetenz lobte. Gemeindevertreter Ulrich Bartholmei (CDU) zeigte sich verärgert: „Unfassbar, diese Diskussion im Nachhinein zu führen!“ Dann bestätigte die Vertretung bei zwei Enthaltungen den neuen Wehrführer, der im März sein Amt antritt.
Zu einer Zeit, da sonstige Sitzungen in Idstedt enden, stieg Kämmerin Birte Nörenberg in die Vorstellung des erstmals in Doppik gefassten Haushalts ein. Dieser enthält für 2016 einen Fehlbetrag von 30 000 Euro, weil neuerdings Abschreibungen eingerechnet werden müssen (aktuell für Idstedt 67 200 Euro). Bevor man jedoch Ausgaben reduziere oder Steuern erhöhe, warte man auf die „Schelte“ durch die Kommunalaufsicht und die Eröffnungsbilanz; diese sei wegen der Umstellung des Haushaltswesens erst 2016 fertig und könne das ganze Zahlenwerk durchaus verbessern, hieß es.
Quelle: www.shz.de