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23.06.2014

Protest gegen lärmende Windräder

Viele Einwohner Süderfahrenstedts kritisieren die Geräuschentwicklung der neuen Anlagen und fordern ein unabhängiges Schallgutachten
Süderfahrenstedt

 

Es rumort in Süderfahrenstedt, weil es rauscht: Die beiden neuen Windriesen der Schleswiger Stadtwerke und des Wasserbeschaffungsverbandes machen noch im weit entfernten Siedlungsbereich Lärm, den es nach den Vorhersagen der Fachleute nicht hätte geben dürfen.

Die nach dem Prinzip von Greifvogel-Flügeln konzipierten Rotoren drehen sich viel geräuschvoller, als man den besorgten Bürgern in der Planungsphase versprochen hatte. Alle Gemeindevertreter stimmten anlässlich ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag den zahlreichen Einwohnern zu, die sich über den Lärm beklagten. Einhellig hieß es: „Da stimmt etwas nicht!“, „In diesem Zustand nehmen wir sie nicht ab!“ oder „Jetzt ist Enercon in der Pflicht zur Nachbesserung“. Das könnte bedeuten, dass die Rotoren gegen kleinere ausgetauscht werden.

Um belegbare Zahlen statt gefühlter Lärmbelästigung aufweisen zu können, sind an den beiden letzten windreichen Tagen Schallemissionen gemessen worden – in 130 Metern Entfernung. Aufgebrachte Bürger indes behaupten, dass bei bestimmten Wetterlagen der Schall viel weiter östlich heruntergedrückt werde. Sie fordern einen unabhängigen Gutachter, der ein Mikrofon am Ortsrand aufstellt.

Als unschöne Begleiterscheinung dieser Störung der beschaulichen Dorfruhe sind zwei anonyme Briefe bei Bürgermeister Heinrich Mattsen eingegangen. Er las sie in der Sitzung vor. Die Reaktion im Saal war eindeutig: Der eine sei feige, unsachlich, niveaulos und der andere wenigstens ausgefeilt formuliert. Ein Leserbrief in der Tageszeitung wäre der richtige Weg einer Stellungnahme gewesen.

Als Ausgleich für den Eingriff in die Natur durch die beiden Windriesen am Wasserwerk darf die Gemeinde 150 000 Euro in die Landschaft investieren. Damit hat sie den Landschaftsarchitekten Jens Henningsen aus Berlin beauftragt. Er ist ein „Kind des Dorfes“, geht hier noch zur Jagd und kennt sich in der Gemarkung bestens aus. Er präsentierte seinen derzeitigen Planungsstand mit der Umgestaltung der Lindenstraße zur Allee und der Wiederherstellung von Feuchtbiotopen im Dickmoor, wo die Gemeinde zu diesem Zweck vier Hektar Land erworben hat.

Im weiteren Verlauf genehmigte der Gemeinderat die von Johann Thomsen vorgetragene Jahresrechnung 2013: Gegenüber der Planung sei das strukturelle Defizit wegen Einsparungen bei Feuerwehr, Schulkosten und Kindergarten auf 30 611 Euro gesunken. Ein Sollüberschuss von 62 652 Euro konnte der allgemeinen Rücklage zugeführt werden.

Doch so einstimmig wie hier blieb es nicht: Mehrheitlich wurden höhere Frischwassergebühren durchgesetzt, die notwendig wurden, um Rechtssicherheit zu behalten. Die Grundgebühr richtet sich jetzt nach der Größe der Wasserzähler und beträgt ab nächstem Jahr 106 Euro bei 2,5 Kubikmetern Durchfluss, 254 Euro bei sechs Kubikmetern und 424 Euro für wasserintensive Betriebe. Die Verbrauchsgebühr für 1000 Liter steigt von 42 auf 50 Cent.

Autor: Hans-Werner Staritz, 23.06.2014 
Quelle: www.shz.de