Nach Brand in Fabrik: Produktion läuft weiter
Der Brand in der Böklunder Wurstfabrik verdarb einer Menge Menschen den Start ins Wochenende. Doch die Schäden und Folgeschäden sind nicht so groß wie anfangs angenommen. Der Brandschaden ist begrenzt, die Fabrik bleibt produktionsfähig, und alle Mitarbeiter behalten ihre Arbeit.
Es war gegen 15.50 Uhr am Freitag, als Ömer Oktem, Besitzer einer Autowerkstatt am Werkseingang der Böklunder Wurstfabrik erst schwarzen Rauch und dann Flammen über einer Werkshalle aufsteigen sah. „Wenn der Wind den Rauch weg drückte, konnte man die Flammen bis zu fünf Meter hoch ausschlagen sehen“, beschreibt er die Szene. Er habe Angst vor einer Explosion bekommen, wie sie bei früheren Störfällen der Fabrik schon vorgekommen sei. Während er laut „Feuer“ rief, rannte seine Frau Petra zum Pförtner, der nach einem Blick aus dem Fenster sofort Feuerwehralarm auslöste.
Vermutlich hat Oktem mit seiner schnellen Reaktion Menschenleben gerettet, da die Evakuierung der Mitarbeiter rechtzeitig eingeleitet werden konnte. Das Feuer war nämlich in einer Zwischendecke der Duo-Rauchanlage ausgebrochen, und die darunter arbeitenden Angestellten hätten es erst bemerkt, wenn die brennende Decke herunter gefallen wäre.
Als Böklunds Wehrführer Lothar Beusen sechs bis sieben Minuten nach dem Alarm am Brandort eintraf, waren die Hallen bereits leer. Nach den ersten Lageberichten hatte er bereits auf dem Weg in die Fabrik Großalarm ausgelöst und die Feuerwehren von Böklund, Stolk, Süderfahrenstedt, Idstedt, Struxdorf, Ekebergkrug, Uelsby und Twedt an den Einsatzort gerufen, an dem bereits die Werksfeuerwehr mit dem Löschen begonnen hatte. Zusätzlich hatte er die große Drehleiter aus Schleswig angefordert, da die Fabrikhalle zirka 17 Meter hoch ist. Insgesamt waren etwa 180 Feuerwehrleute im Einsatz.
Zuerst wurde von oben gelöscht. Später, als das Feuer in die Halle durchbrach und auch die darunter liegenden Schaltschränke Feuer fingen, bekämpften bis zu acht Trupps Atemschutzträger das Feuer auch von innen. Parallel wurden die angrenzenden Hallen mit Wasser gekühlt, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern.
Nach zirka 90 Minuten war das Feuer gelöscht. Doch mit den Nacharbeiten waren die Feuerwehrleute noch bis nachts um eins beschäftigt. Als Ursache des Feuers vermutet Beusen einen technischen Defekt. Aber den genauen Grund wird erst heute ein Sachverständigenteam ermitteln.
„Es war der größtmögliche Einsatz, den ein Wehrführer in unserer Gegend haben kann. Wir haben die Situation schnell im Griff gehabt“, lobte Beusen seine Männer.
Während des Brandes hing schwarzer Rauch über Böklund, der vom Wind heruntergedrückt und Richtung Schulzentrum geweht wurde. Lange roch es nach Teerpappe und Pökelsalz. „Wir hörten die Feuerwehrsirenen und überlegten gerade, was wir machen sollten – da wurde es Nacht", beschreibt Dietmar Kruse, ein Bewohner des Westends, den Vorgang. Und Annette Meinhardt, deren Apotheke und Wohnhaus kaum einen Steinwurf von der „Böklunder“ entfernt ist, meint ein wenig zynisch: „Ich brauche keinen Energieberater mehr – ich weiß jetzt, welche Fenster undicht sind.“ Wie alle anderen Anwohner hatte sie sämtliche Hausöffnungen verschlossen und, als die Luft wieder rein war, kräftig gelüftet. Am Sonnabend roch es in der Apotheke wieder so, wie es dort riechen soll.
„Wir haben Glück im Unglück gehabt", erklärte Gerhard Neukum, Geschäftsführer der „Böklunder“. Es seien keine Mitarbeiter verletzt und Schäden nur außerhalb des „sauberen“ Bereichs aufgetreten. Von „Millionenschäden“, wie es zunächst geheißen hatte, will er erst einmal nichts wissen. „Die Fabrik ist voll produktionsfähig“, teilte er in einer Sitzungspause des Krisenstabes am Sonnabend mit. Lediglich die Räucherei könne nicht benutzt werden. Man habe Alternativen, die aber logistisch geplant werden müssten. Alle Mitarbeiter würden die Arbeitsplätze behalten, müssten sich aber auf Arbeitszeitänderungen einstellen, so Neukum.
Foto: Staritz