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27.09.2011

Gewerbegebiet für eine Hundeschule

Anna Sophie und Felix Müller wollen auf dem Gelände in Uelsby Vierbeiner zu „Hypo-Hunden“ ausbilden, die Diabetiker begleiten
UELSBY

 

Die Gemeinde Uelsby ändert ihren Flächennutzungsplan und weist im Außenbereich bei der „Villa Fernsicht“ ein besonderes Gewerbegebiet aus, das mit einem Parkplatz, einem wetterfesten Unterstand und einer Freifläche allein einer „Hypo-Hundeschule“ vorbehalten bleibt. Den hiermit verbundenen Abschluss eines Ingenieurvertrages beschloss die Gemeindevertretung ebenfalls ohne Gegenstimme, denn zu diesem Zeitpunkt war die öffentlich-rechtliche Vereinbarung bereits abgesegnet worden, dass die Familie Müller als Betreiber der Hundeschule die hiermit verbundenen Kosten übernimmt.
Eingangs hatte Dr. Anna Sophie Müller der Gemeindevertretung erläutert, was sie und ihr Mann Dr. Felix Müller genau vorhaben: „Hypo-Hunde“ hätten einen klaren Arbeitsauftrag für Diabetiker des Typs 1. Diese seien mit ihrer chronischen Krankheit rund um die Uhr befasst, seien schnell unterzuckert, und der Korridor zur Bewusstlosigkeit sei sehr schmal. Mit zunehmendem Alter merke ein Patient nicht mehr so gut, wenn er in eine solche Phase abrutsche.
Bestimmte Hunde jedoch – wesensfest, ohne Aggressionsneigung und mit dem ausgeprägten Willen, einen Menschen zu beschützen – könnten lernen, die Stoffwechselausschläge ihres Schützlings schnell und intensiv wahrzunehmen. Reagiere der Unterzuckerte in den Augen des Hundes nicht wie gewohnt, werde der Hund „auf intelligente Art“ ungehorsam und nerve so lange, bis der Mensch etwas Zuckerhaltiges zu sich nehme. Dafür bringe der Hund sogar eine Tasche mit Traubenzucker oder lerne, einen Notrufknopf zu bedienen oder eine Hilfsperson heranzuholen.
Die Ausbildung dieser auf dem Status von Blindenhunden anerkannten „Hypo-Hunde“ umfasse 150 Stunden. Dabei dürfe es keine Störimpulse für die Hundenase geben, wie sie in üblichen Gewerbegebieten vorkommen. Deshalb werden die Hunde künftig an der Alten Landstraße in Uelsby geschult. Hierfür gab der Gemeinderat nun grünes Licht.
Das wünschten sich auch einige Zuhörer, die zuvor schriftlich Beschwerde eingereicht hatten, weil der Ausselbeker Weg seit Jahresbeginn keine Abkürzung mehr zwischen Uelsbyholz und Böklund darstellt. Alfred Mozarski wollte die Begründung für die Sperrung einer Straße wissen, auf der noch nie ein Unfall passiert sei. Die Vertreter antworteten mit etlichen Beinahe-Unfällen von Radfahrern und Fußgängern, vor allem aber mit der Kostenersparnis, weil die Banketten stets kaputtgefahren worden seien.
Gunnar Clausen wehrte sich gegen den kilometerlangen Umweg mit 73 Protestunterschriften und erwartete ein Umdenken der Entscheidungsträger. Bürgermeister Johannes Nissen machte indes klar, dass man den Beschluss, die Straße zu sperren, nach langer Vorbereitung und nach mehreren Sitzungen im Einvernehmen mit der Verkehrsbehörde des Kreises getroffen habe. Diese würde, das bestätigte der Leitende Verwaltungsbeamte Heiko Albert, keine Pkw-durchlässige Verengung durch Poller genehmigen, weil das zu Haftungsansprüchen führe.Außerdem monierten die Ratsmitglieder, dass der wahre Leidensdruck der Unterzeichner wohl nicht groß genug sei, sonst wären sie bei der öffentlichen Sitzung erschienen. Am Ende einer ausgewogenen Diskussion entschied der Gemeinderat bei nur einer Gegenstimme, dass der Ausselbeker Weg ein Wirtschaftsweg für Freizeitnutzung und keine Durchgangsstraße ist. Gegenüber der Senkung der Unterhaltungskosten und der Verhinderung kritischer Verkehrssituationen seien die persönlichen Nachteile von Anwohnern nachrangig.
Autor: stz, 27.09.2011 
Quelle: www.shz.de