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31.10.2008

Von Boetticher macht die Schlei zum 101. Naturpark

Vor allem der Tourismus soll so Rückenwind erhalten: Die Schleiregion ist jetzt offiziell Naturpark. Umweltminister Christian von Boetticher hat gestern an Bord der „Schlei-Princess“ die Anerkennungsurkunde an Peter Martin Dreyer, den Vorsitzenden des Trägervereins, überreicht. 44 Gemeinden und Städte vom Schleswiger Umland bis nach Kappeln machen mit. Sechs fehlen noch.

Es galt, ein neues Kind aus der Taufe zu heben. Und weil dazu jede Menge Wasser förderlich ist, war die Festgesellschaft von Kappeln aus extra in See gestochen: An Bord des Raddampfers „Schlei-Princess“ hat Umweltminister Christian von Boetticher gestern den Naturpark Schlei offiziell anerkannt. Im Beisein der Bürgermeister aus den beteiligten 44 Gemeinden und Städten überreichte er die Urkunde an den Vorsitzenden des Naturpark-Trägervereins, den Amtsvorsteher von Kappeln-Land, Peter Martin Dreyer.

Dieser brachte die Idee so auf den Punkt: „Wir schaffen den Naturpark für unser Selbstbewusstsein und für eine bessere Inwertsetzung der Region – vor allem über den Tourismus.“ Um im selben Atemzug klarzustellen: „Nicht gegründet wurde der Naturpark, um zusätzliche Entwicklungshemmnisse zu schaffen.“

Die sprachliche Nähe des Begriffs zu Naturschutzgebieten mache vielen Menschen Angst, räumte der Frontmann ein. Er habe die Sorge gehört, dass die EU oder eine Landesregierung grüner Couleur den Naturpark später mit einem Federstrich in ein Naturschutzgebiet umwandeln könnten. Diese Furcht sei jedoch unbegründet. Zwar braucht es ein bestimmtes Kontingent von Naturschutzflächen, um Naturpark zu werden. Dieser Anteil sei an der Schlei jedoch längst erfüllt: Sechs Naturschutzgebiete und vier Naturerlebnisräume gibt es.

Dreyer betonte, dass der Naturpark nicht von oben übergestülpt werde, sondern auf der kommunalen Ebene gewachsen sei. Er hofft, dass die noch fehlenden Gemeinden Schaalby, Ulsnis, Twedt und Saustrup in Angeln sowie Holzdorf und Brodersby in Schwansen zügig dazustoßen.

„Die Gründung des Naturparks hat nur geklappt, weil man die Zusammenarbeit an der Schlei dafür nicht erst erfinden musste“, zollte von Boetticher den Vertretern der Kommunen Anerkennung. Durch die Lokale Aktionsgruppe zum EU-Regionalprogramm Leader Plus sei über Jahre hinweg bereits eine Vertrauensbasis über Gemeinde- und Kreisgrenzen gewachsen. „Schleswig-Holstein braucht für seinen Tourismus auch die Regionen im Binnenland. Dieses Segment wird gerade durch die nunmehr sechs Naturparke im Land abgedeckt“, umriss der Umweltminister das Potenzial des Projektes.

Hans-Werner Berlau, Vorsitzender der Aktivregion Schlei-Ostsee und Urvater des Naturparks, hob in die gleiche Kerbe: „Das Zusammenfinden im Tourismus wird an der Schlei in Zukunft ein noch wichtigerer Wertschöpfungsfaktor. Der Naturpark und Port Olpenitz sind deshalb kein Widerspruch.“

Der Vorsitzende des Bundesverbands deutscher Naturparke, Michael Arndt, verriet den Nordlichtern, dass sie zwar knapp die Chance verpasst haben, der 100. Naturpark in Deutschland zu werden. Diesen Ehrentitel hat sich vor wenigen Monaten das Zittauer Gebirge in Sachsen erobert. Aber Arndt tröstete die Schleswig-Holsteiner mit der Bemerkung, „dass mit dem 101. Naturpark eine ganz neue Zeitrechnung beginnt“. Und ob nun der 100. oder der 101 – viel wichtiger ist für Arndt eine andere Zahl – nämlich dass alle Naturparke zusammen immerhin 25 Prozent der Fläche Deutschlands ausmachen. Er sieht sie in erster Linie als Chance für „Erholung um die Ecke“. Ein Aufgabenschwerpunkt liegt für Arndt in der Umweltbildung. Damit könne man insbesondere jungen Menschen zeigen, „dass man nicht auf die Malediven zu fahren braucht, um sich zu entspannen.“ Nicht zuletzt durch die Finanzkrise prophezeit der Verbands-Chef eine zunehmende Nachfrage für die Naturparke: „Mit den aktuellen Unsicherheiten steigt der Wunsch nach festen Wurzeln und Verankerung. Genau dazu sind Naturparke da.“

 

Autor: shz.de - fju, 31.10.2008