Tolk hält an teurem Kita-Konzept fest
Das Projekt „Kindergarten in die Schule“ wird fortgesetzt – auch wenn es von der Gemeinde Tolk alleine geschultert werden muss. Das beschloss die Gemeindevertretung Tolk mit acht zu zwei Stimmen auf ihrer jüngsten Sitzung. Hintergrund: Ende vergangenen Jahres war ein Trägerausschuss aus sieben Gemeinden und fünf Kirchengemeinden aufgelöst worden. Die Tolker Nachbargemeinden Twedt und Taarstedt hatten anschließend signalisiert, sich an einem gemeinsamen Kita-Standort beteiligen zu wollen – allerdings nicht mit der finanziellen Belastung eines Umzugs in die Schule.
Das pädagogische Konzept der Tolker Kindertagesstätte und der Boy-Lornsen-Schule lässt je nach Entwicklungsstand der Kinder einen partiellen Wechsel zwischen den beiden Institutionen zu. Um auch eine räumliche Nähe herzustellen, soll der Kindergarten in die leer stehenden Räume des Schulgebäudes umziehen, in denen die Hauptschule untergebracht war. Die dafür notwendigen Umbaukosten werden auf 560 000 Euro geschätzt, die über einen Kredit aufgebracht werden sollen.
Die Befürworter – allen voran Gemeindevertreter Holger Böttcher – versprechen sich davon eine Attraktivitäts-Steigerung des Standortes Tolk, die junge Familien anziehen soll. Die dadurch generierten Mehreinnahmen könnten langfristig die Kosten wieder einspielen. „Dass die Situation Geld kostet, ist allen klar“, erklärte Böttcher, der auch darauf setzt, dass Kinder aus den Nachbargemeinden dieses Konzept nutzen. Sollte das Konzept scheitern, befürchtet Böttcher eine Abwanderung von Kindern und Familien aus Tolk. Deshalb müsse man dieses finanzielle Risiko eingehen, so Böttcher.
Finanzausschuss-Vorsitzender Gerd Reetz und Bürgermeister Andreas Thiessen sind anderer Meinung und stimmten gegen das Konzept und den dafür notwendigen Nachtragshaushalt. Reetz nannte zur Begründung vor allem finanzielle Gründe. „Allein die jährlichen Zuschüsse der Gemeinde an die Kita müssten von 110 000 auf 193 000 Euro steigen“, rechnete er vor. Auch müsse vermutlich der Elternanteil erhöht werden. Und es sei notwendig, die Grundsteuern im nächsten Jahr anzuheben. Auch sei der geplante Erlös aus dem Verkauf von Grundstücken ein Punkt, der sehr vorsichtig zu betrachten sei, so Reetz.
Bürgermeister Thiessen sieht neben den finanziellen Risiken auch Strukturprobleme. „Mit diesem Beschluss verlassen wir die Solidargemeinschaft“, erklärte er und sah darin sogar einen Faktor, der den Schulstandort gefährden könnte. Auch meldete er angesichts des Schuldenstands der Gemeinde Bedenken zur Genehmigung des Nachtragshaushalts durch die Kommunalaufsicht an.
Trotz seiner Zweifel will er aber den Auftrag der Gemeindevertretung annehmen und das Projekt vorantreiben. Dabei steht zunächst eine Teilübernahme des Schulgebäudes oder die kostenlose Überlassung des gesamten Komplexes mit Sporthalle zur Diskussion. Auch die Einrichtung eines Jugendfeuerwehrzentrums in Tolk, das von den Mandatsträgern durchaus positiv gesehen wird, dürfte bei der Entscheidung ebenfalls eine Rolle spielen.
Im Verwaltungshaushalt 2014 erhöhen sich Einnahmen und Ausgaben um 34 800 Euro auf 1,62 Millionen Euro und im Vermögenshaushalt um 584 000 Euro auf 680 000 Euro. Die Kredite steigen um 560 000 Euro. Die Realsteuern bleiben in diesem Jahr unverändert.
Quelle: www.shz.de