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03.04.2017

Kaum Platz für Windkraft

Großes Interesse an Einwohnerversammlung / Aufgrund der Lage könnte in der Gemeinde nur eine Anlage aufgestellt werden
Taarstedt

 

Nach dem aktuellen Stand der Landesplanung für den weiteren Ausbau der Windkraft wird auf dem Gebiet der Gemeinde Taarstedt vermutlich nur eine Anlage aufgestellt werden können. Michael Mäurer, Landschaftsarchitekt aus dem nordfriesischen Wester-Ohrstedt, erläuterte diese Einschätzung auf einer gut besuchten Einwohnerversammlung im Dorfgemeinschaftsraum in der alten Schule.

So sei das Ziel der Landesregierung derzeit, zwei Prozent der Landesfläche für Windkraft auszuweisen. Allerdings stehen dem zahlreiche Hindernisse entgegen, die sich harte und weiche Tabukriterien und Abwägungskriterien nennen. Ein hartes Tabukriterium kann beispielsweise ein Naturschutzgebiet sein – oder wie in einem großen Teil des Taarstedter Gemeindegebietes – die Nähe zum Naturpark Schlei. Eins von vielen weichen Tabukriterien ist der Abstand zu Wohngebäuden. Auch hier ist das stark zersiedelte Gemeindegebiet Taarstedts mit seinen drei größeren Ortsteilen besonders betroffen. Ein Abwägungskriterium kann die zukünftige Siedlungsentwicklung einer Gemeinde sein. Wo also ein Baugebiet ausgewiesen werden könnte, kann keine Windmühle stehen.

So bleibt aktuell im Bereich der Gemeinde Taarstedt nur eine kleine Teilfläche nordwestlich des Hofes Schüby im Ortsteil Scholderup und südlich der B 201. Der größere Teil der insgesamt knapp 50 Hektar großen laut Landesplanung möglichen Eignungsfläche gehört zur Gemeinde Tolk sowie ein weiteres kleines Feld zur Gemeinde Schaalby.

Auf der Gesamtfläche, so schätzt der erfahrene Planungsexperte, gibt es die Möglichkeit, fünf neue Anlagen errichten zu können. Bevor es aber soweit sei, müsse erst das gerade laufende öffentliche Anhörungsverfahren abgeschlossen sein. Nach Ablauf der Frist zur Stellungnahme (landesweit rechnet man mit bis zu 100 000 Einwendungen durch Bürger, Gemeinden, Städte und Verbände) seien die Eingaben zu bewerten. Gegebenenfalls müssten die Pläne für alle Flächen auf Landesebene überarbeitet werden. Rechtswirksame Pläne werde es dann erst frühestens Mitte 2018 geben.

Ob dann eine weitere sogenannte Potenzialfläche in Taarstedt am Gemeinderand nach Goltoft auf den Plan kommen könnte, sei derzeit nicht abzusehen, so Mäurer.

Ausführlich erläuterte der Gast aus Nordfriesland den interessierten Bürgern ihre Möglichkeiten, sich im Online-Verfahren mit einer Stellungnahme zu beteiligen. Nähere Informationen würde man auf der Seite www.bolapa-sh.de finden.

Auf zahlreiche Fragen der Bürger zur Beteiligung an einem sogenannten Bürgerwindpark konnte der Referent keine für sie zufriedenstellende Auskunft geben. „Das wird der Markt entscheiden“, so die knappe Antwort von Michael Mäurer. Die rosigen Zeiten, zu denen sich insbesondere an der schleswig-holsteinischen Westküste die Bürger zu profitablen Betreibergemeinschaften zusammenschließen konnten, seien durch die Entscheidung der Bundesregierung, derartige Projekte künftig auszuschreiben zu müssen, vorbei.

Jetzt rechne man verstärkt mit Großkonzernen, die bei Ausschreibungen attraktivere Angebot machen könnten. Auch den anwesenden Gemeinderatsmitgliedern und Bürgermeister Peter Matthiesen räumte Mäurer außer der Beteiligung am öffentlichen Anhörungsverfahren kaum weitere Steuerungsmöglichkeiten der Gemeinde in Sachen Windkraft ein.

Autor: ks, 03.04.2017 
Quelle: www.shz.de